Seit über sechs Wochen habe ich recht spontan eine kleine Schreibpause eingelegt. Dadurch, dass sich über Nacht plötzlich eine neue Wohnung für uns aufgetan hatte und sonst auch ein paar ungeahnte Umbrüche stattfanden, habe ich ein paar Regelmäßigkeiten auf meinem Blog kurz in eine spontane Sommerpause verlegt. Unter anderem die kreativen Schreibaufgaben, die ich hier eigentlich jeden Freitag reingestellt hatte. Ab heute geht es damit allerdings weiter, yay! Ich habe bereits sehr fleißig die nächsten 5 Themen vorbereitet, so dass ihr euch auf eine geballte Schreib-Power freuen dürft.
Wie immer ist jeder dazu geladen, am Kreativen Schreiben teilzunehmen. Jegliche Art der Umsetzung ist erlaubt. Das heutige Thema beschäftigt sich mit einem sehr aktuellen Gedanken: Was wäre, wenn du flüchten müsstest?
Jetzt. Sofort. Über Nacht.
Niemand wacht, niemand schützt,
über Stein, Sand und Wasser gestützt,
hinüber, drunter und hindurch.
Ich laufe so schnell ich kann,
durch Land und Stadt und weiß nicht so genau,
wie weit mich mein Glück tragen wird.
Wobei Glück ein lachhaftes ekelhaftes Wort ist,
wenn man bedenkt, dass ich gedrängt wurde,
rausgeworfen, geschubst, gelenkt
und ohne Wahl in dieses neue Leben gezwängt.
Bomben fielen wie schwere Flocken von der Luft,
hinab auf unsere Stadt und hinterließen eine Kluft,
zogen ohne Rücksicht Gräber und Furchen
in meiner Heimat, meiner Stadt.
Ohne Frage, ob sie das überhaupt durften.
Mein Zuhause.
Das jetzt keines mehr ist.
Zieht trist an mir vorbei.
Könnt ihr euch das vorstellen?
Auf der Flucht zu sein, ohne zweiten Gedanken
denn für zweite Gedanken besteht keine Zeit.
Unbedacht, ungedacht, ohne große Überlegungen,
ohne Pläne, ohne Raster, ohne Muster oder Vorschau:
Hau ab.
Jetzt. Sofort. Über Nacht.
Musste ich fliehen, als wäre ich ein niemand.
Kein Jemand, keine Person, gar nicht mal ein Mensch.
Wenns denn überhaupt noch wichtig ist,
denn wie ich bemerke, auf meinem Wege durch die Welt,
so interessiert das keinen mehr,
wenn du ein heimatloser Niemand bist,
dann, ja dann bist du Fremd auf der ganzen Welt.
Und so wirst du begrüßt,
versüßen will ich diesen Umstand gar nicht,
denn wie ich so schreite, von A nach B
als Ziel den Frieden,
den Gedanken verloren an die Heimat,
lerne ich sie kennen: Die Menschheit, nackt vor mir erliegen.
Könnt ihr euch das vorstellen?
Papierlos, orientierungslos und zurück auf Start.
Wart diese Idee ab, den Umstand bei Null zu beginnen
Wie von Sinnen muss jemand sein,
dieses Leben zu wählen, so ohne Grundlage?
Nun, es mag makaber klingen,
aber der Tod bringt dich auf diese unausgeglichene Waage,
mag sein, dass es Grund genug ist,
alles zurückzulassen,
ganz gleich wie verlassen man sich selbst
schließlich endlich am Ende fühlt.
Jetzt. Sofort. Über Nacht.
Habt ihr euch darüber mal Gedanken gemacht?
Liebe Sarah,
was für ein beeindruckender Text! Ich finde es toll, dass du auch solche Themen ansprichst und ich mache vielleicht auch mal mit :)
Liebe Grüße, Becca
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Liebste Becks,
aww vielen lieben Dank! <3 Es freut mich, dass er dir gefallen hat :')
Ouh ich würde mich richtig freuen! Mach das unbedingt <3 Es kann ja jegliche Form sein :)
Alles Liebe,
deine Sarah
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Dia dhuit, Sarah.
„Der Mensch rastet, weil er sein Sehnen nach Geborgenheit damit stillt. Der Mensch flüchtet, weil andere ihr Sehnen durch Gier ersetzen. Dabei bedeutet Gier einzig, sich über andere zu erheben.“
(Gaelle Mutin-Mutisme)
„Go! says the frist. Leave! says the third. In between the one without any hope.“
(Samaire O’Boinor)
Zitate, die mir zu Deinen Zeilen in den Sinn kamen…
bonté
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Liebe Robert,
deine Zitate treffen es wie immer ausgezeichnet. Vielen Dank fürs Teilen deiner Gedanken dazu.
Alles Liebe,
Sarah
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…wohl die größte Freude an Kommunikation ist der Austausch, denke ich.
bonté
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Definitiv. Die Meinung anderer zu erfahren, ist unheimlich bereichernd.
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Vielen Dank für den Text, der genau meine Gedanken wiedergibt. Ich hoffe, dass viele sich diese Gedanken machen und die Menschen, die nach Europa flüchten, unter anderem Licht sehen
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Danke für deine Worte. Ich denke, es ist wichtig, sich immer wieder mit diesen Thema auseinanderzusetzen :)
Alles Liebe,
Sarah
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…und auch zu schreiben, zu reden …
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Richtig toll geschrieben <3
Ein sehr wichtiges, aktuelles Thema.
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Liebe Buchnachbarin,
hihi, vielen lieben Dank 💙💙💙
Absolut. Es ist so wichtig immer wieder darüber zu sprechen, um deren Situation zu verdeutlichen.
Alles Liebe,
Deine Buchnachbarin
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[…] WAS WÄRE, WENN DU FLÜCHTEN MÜSSTEST? bei Sarah Ricchizzi – sehr toll geschrieben, sehr aktuell, sehr wichtig […]
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